Bremsscheiben

Die Bremsscheibe ist als Reibpartner des Bremsbelags ein essentielles Bauteil jeder Bremsanlage. Durch die Reibung zwischen Bremsscheibe und Bremsbelag wird die Drehbewegung des Rades in Wärme umgewandelt, das Rad bremst ab. Doch Bremsscheibe ist nicht gleich Bremsscheibe. Sie unterscheiden sich in Durchmesser, Stärke, Material und Form. Alle diese Faktoren beeinflussen die Bremseigenschaften deines Rades. Je nach Form und Größe der Ausschnitte entsteht auch das individuelle Bremsgeräusch einer jeden Scheibe mit einem bestimmten Belag.

In unserem Video erfahrt Ihr alles, was ihr für die Auswahl und den Austausch Eurer Bremsscheibewissen müsst:

Wann wechseln?

Spätestens wenn die Mindestdicke erreicht ist, solltest Du Deine Bremsscheibe wechseln. Oft findest Du die Mindestdicke / Verschleißgrenze auf der Scheibe aufgedruckt, in der Regel beträgt diese bei:

  • Alligator: 1,5 mm
  • Hope: 1,5 mm
  • Magura: 1,8 mm
  • Shimano: 1,5 mm
  • SRAM: 1,55 - 1,7 mm

Material

Man unterscheidet zwischen einteiligen und zweiteiligen (floating) Bremsscheiben. Die Reibfläche jeder Bremsscheibe (bis auf sehr wenige Ausnahmen) ist aus Edelstahl.  Einteilige Bremsscheiben sind komplett aus Edelstahl und in einem Stück gefertigt. Zweiteilige Bremsscheiben haben in der Regel einen Spider aus Aluminium, der Reibring ist aus Edelstahl. Hintergrund für die zweiteilige Bauweise ist  zum einen die geringe Dichte von Aluminium, somit wird eine Reduzierung des Gesamtgewichts erzielt, zum anderen hat Aluminium eine höhere Wärmeleitfähigkeit als Edelstahl und fördert die Kühlung der Bremsscheibe. Durch die unterschiedliche Wärmeausdehnung der zwei unterschiedlichen Materialen sind zweiteilige Bremsscheiben in der Regel schwimmend gelagert (meistens vernietet) um zu verhindern, dass sich durch die Erwärmung beim Bremsvorgang die Bremsschiebe verzieht, da sich Aluminium und Edelstahl bei Hitze unterschiedlich stark ausdehnen.

Tipps gegen quietschende Scheibenbremsen

Bremsscheiben-Durchmesser

Der Durchmesser der Bremsscheibe beeinflusst das Bremsverhalten unter allen genannten Aspekten am stärksten. Je größer der Durchmesser der Bremsscheibe umso größer ist die Bremskraft, da der Hebelarm durch die Verwendung einer größeren Bremsscheibe größer wird, und sich somit das Kräfte - Übersetzungsverhältnis ändert. Eine größere Bremsscheibe begünstigt zudem die Kühlung der Bremsanlage, da die Bremsscheibe eine größere Oberfläche hat und aus mehr Material besteht. Dadurch wird die Wärme besser abgeleitet.

Dicke der Reibfläche

Mittlerweile haben Bremsscheiben eine Stärke von ca. 1,6 mm bis sogar 2,3 mm. Die Stärke spielt damit bei der Kompatibilität neuerdings auch eine Rolle. Dank automatischer Belagnachstellung können auch schmale Scheiben verwendet werden bei Bremssystemen, deren originale Scheiben eine Stärke von beispielsweise 2,0 mm haben (z.B. Magura).
Allerdings kann umgekehrt ein dickere Scheibe als vom Hersteller für seine Bremse vorgesehen dafür sorgen, dass das Lüftspiel zu klein wird und die Bremse dadurch eher schleift.

Je dünner die Bremsscheibe, umso leichter ist Sie tendenziell, allerdings werden Sie aufgrund des geringen Materialeinsatzes auch schneller heiß. Zudem sind sie anfälliger bei Hinderniskontakt als dickere Scheiben.

Meist haben dickere Scheiben eine größere Verschleißgrenze, sprich eine dickere Scheibe kann man in der Regel länger nutzen als eine dünne Scheibe (genaue Angaben zur Mindestdicke findest Du auf der Bremsscheibe aufgedruckt oder in der Bedienungsanleitung).

Form der Bremsscheibe

Auch die Form der Bremsscheibe, speziell der Reibfläche, spielt eine entscheidende Rolle.
Verallgemeinert kann man sagen, dass die Ausschnitte in der Reibfläche günstig für die Kühlung der Scheibe sind. Sie reduzieren das Gewicht und reißen die oberste Schicht des Bremsbelages wieder auf und verhindern so ein Verglasen des Belages. Reibung und somit ein Bremseffekt wird jedoch nur über den Reibring erzielt.
Daher gilt: Je größer die Ausschnitte in der Bremsscheibe oder je schmaler der Reibring, umso geringer die Bremskraft und desto eher wird die Scheibe zum Schwingen neigen,
je kleiner sie sind, desto eher verglast der Belag bei hoher Beanspruchung, dafür ist der Druckpunkt meist besser und das Bremsgeräusch angenehmer.

Wie einig sich Hersteller über das Optimum sind, kann man schön beobachten, wenn man sich verschiedene Hersteller und die Modellgenerationen ihrer Scheiben ansieht, da ist immer Bewegung drin.

Befestigung

Centerlock Verschlussringe

Üblicherweise werden Bremsscheiben mit 6 Linsenkopfschrauben (M5x10 bis M5x15 je nach Stärke der Scheibenbremsaufnahme) befestigt (6-Loch Standard). Wenige spezielle Naben gibt es mit 3-Loch, 4-Loch oder 5-Loch Befestigung, hierfür sind spezielle Bremsscheiben nötig. Des Weiteren ist die Centerlock Befestigung eine gängige Befestigungsmöglichkeit. Hier hat die Bremsscheibe eine zur Nabe passende Verzahnung und wird mit nur einer Mutter gesichert. Mit einem passenden Adapter kann jede 6-Loch Bremsscheibe an eine Centerlock-Nabe montiert werden, umgekehrt ist keine Adaption möglich.

Centerlock Verschlussring

Bei der Wahl des richtigen Verschlussrings ist zu beachten, dass Verschlussringe mit Innenverzahnung in der Regel nur bei Schnellspann- und Steckachsnaben bis 12 mm zu verwenden sind. Ist Deine Nabe für 15 oder 20 mm ausgelegt wie heutzutage an der Gabel im MTB-Bereich üblich brauchst Du einen Verschlussring mit Außenverzahnung. Hierzu empfehlen wir Dir unser Video weiter oben zu schauen. 

Wahl der richtigen Bremsscheibe

Bei der Auswahl der Bremsscheibe solltest Du folgende Faktoren berücksichtigen:

  • Systemgewicht
  • Einsatzbereich
  • Gelände
  • Anspruch an die Bremsscheibe (geringes Gewicht, maximale Bremskraft, Standfestigkeit etc.)


Grundsätzlich gilt: Am Hinterrad kann die Bremsscheibe im Vergleich zu vorne eine Größe kleiner ausfallen, da am Vorderrad ca. 2/3 der Bremskraft übertragen werden können, am Hinterrad nur ca. 1/3. Wer viel am Hinterrad bremst oder die Bremse gerne schleifen lässt wählt die gleiche Scheibengröße wie am Vorderrad. Je nach Einsatzbereich und Anspruch wählst Du die passende Scheibe. Für dein leichtes XC Bike ist jedes Gramm wichtig und Du bist technisch versiert? Dann wählst Du Scheiben mit 160 mm / 160 mm oder 160 mm / 140 mm (VR / HR) Durchmesser mit geringer Stärke und kleiner Reibfläche. Für dein All-Mountain Bike wählst Du Scheiben mit 180 mm/ 160 mm Durchmesser mit etwas größerer Reibfläche und Stärke oder 203 mm / 180 mm mit kleiner Reibfläche. Für Enduro oder Freeride Bikes empfiehlt sich die Kombination von 203 mm / 180 mm Durchmesser. Da Performance und Standfestigkeit hier eine größere Rolle spielen solltest Du hier auf Bremsscheiben mit großer Reibfläche und mehr "Fleisch" setzen. Zudem empfiehlt es sich für schwere Fahrer die Scheiben eine Nummer größer zu wählen. Auch wer viel in technisch anspruchsvollem Gelände fährt oder die Bremsanlage zeitweise stark beansprucht wählt die Bremsscheiben eine Nummer größer oder greift auf ein robusteres Modell zurück.



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