Kurbelgarnituren

Als elementarer Bestandteil des Fahrradantriebes muss die Kurbelgarnitur eine Vielzahl an Anforderungen erfüllen. Die Tretkraft sollte möglichst effizient, das heißt ohne Energieverlust, über die Kette zum Hinterrad übertragen werden. Bei jeder Tretbewegung wirken enorme Kräfte auf die Kurbelgarnitur. Doch nicht nur die eingesetzte Muskelkraft belastet die Kurbel, sondern auch das Fahrergewicht. Besonders bei Sprüngen oder Kompressionen wird die Kurbelgarnitur extremen Kräften ausgesetzt. Für maximale Sicherheit sowie Effizienz muss die Kurbelgarnitur höchste Stabilität bei einer hohen Steifheit und einem geringem Gewicht aufweisen. Abhängig vom Einsatzbereich und den Ansprüchen des Bikers können sich die Prioritäten leicht verschieben. Während im Downhill Sport und beim Freeriden die oberste Priorität bei der Stabilität liegt, spielt beim Crosscountry das Gewicht die übergeordnete Rolle. Die Wahl der Kurbelgarnitur ist oftmals auch eine Frage der Schaltung und des primären Antriebes. Beim Downhill Race und im Bikepark benötigt der Rider nur einen schmalen Übersetzungsbereich, beim Alpencross und bei Touren muss der Schaltungsbereich dagegen extrem breit sein. Drei Kettenblätter sorgen für einen sehr breiten Einsatzbereich. In der kürzesten Übersetzung lässt sich nahezu jede Steigung bezwingen, während mit der langen Übersetzung sehr hohe Geschwindigkeiten möglich sind.
 

Moderne Antriebssysteme für besondere Einsatzbereiche

Neben den Kurbelgarnituren mit den klassischen drei Kettenblättern buhlen die modernen 2x10 und 1x11 Schaltungen um die Gunst der Biker. Der große Vorteil bei 2x10 ist, dass Du eine kürzere Kette und ein kürzeres Schaltwerk verwenden kannst. Im Vergleich zu einer dreifach Schaltung kannst Du somit erheblich Gewicht sparen. Das leidige Thema Kettenklemmer gehört zwar immer noch nicht der Vergangenheit an, wird aber sehr reduziert. Der schmale Schaltungsbereich bei 2x10 spricht vor allem ambitionierte Rider an. Obwohl die Kette bei 10-fach Schaltung schmaler ausgeführt ist, weist sie die gleiche Reißfestigkeit auf wie eine herkömmliche Kette für 9-fach Schaltung. Eine besonders interessante Alternative stellt für Enduro Biker und Freerider die 1x11 Schaltung dar. Durch die längeren Zähne des Kettenblattes bei 1x11 kommst Du bei Deinem Bike ohne Kettenführung aus. Das spart nicht nur mächtig Gewicht, sondern schont auch den Geldbeutel. Durch die unterschiedlichen Zahnbreiten wird die Kette zudem präziser geführt als bei herkömmlichen Kettenblättern für das MTB. Der Nachteil ist natürlich das wesentlich schmalere Übersetzungsspektrum.
 

Welches Material für welchen Fahrertyp?

Für die unterschiedlichsten Ansprüche beim Biken sind Kurbelgarnituren aus verschiedensten Materialien erhältlich. Stahl, insbesondere 4130 Cro-Mo, ist extrem stabil und wird sehr gerne im Bereich BMX verwendet. Eine sehr hohe Stabilität bei einem vergleichsweise niedrigen Gewicht garantiert Dir Alu. Hohlgeschmiedete Kurbeln aus Aluminium stellen beim MTB sicherlich den Standard dar. Bei XC Racern und All-Mountain Bikern sind die äußerst leichten Carbon Kurbeln sehr beliebt. Ein ideales Preis-Leistungsverhältnis bieten seit vielen Jahren die Kurbelgarnituren von Shimano und SRAM. Von Verarbeitung, Gewicht und Optik (für Fräs-Fans!) nach wie vor unübertroffen sind sicher die Kurbeln von Hope. Bei der Wahl der Kurbelgarnitur solltest Du natürlich unbedingt auf die Tretlagerbreite Deines Rahmens achten. Die erhältlichen Einbaubreiten müssen unbedingt zu Deinem Bike passen! Zum Ausdistanzieren des Innenlagers und für die Anpassung der Kettenlinie bieten sich spezielle Spacer an.

Kurbelwelle oder Kurbelachse - für viele das Gleiche, doch was ist richtig?
Ob es sich bei Fahrradbauteilen um eine Welle oder eine Achse handelt, hängt nicht davon ab, ob diese hohl ist oder aus Vollmaterial besteht, ob Sie fest steht oder sich dreht, sondern wie Sie belastet wird. Eine Achse wird nur auf Biegung belastet. Eine Radachse beispielsweise möchte sich gerne biegen wenn wir uns auf‘s Rad setzten. Eine Welle wird auf Biegung und Torsion belastet, also zusätzlich in sich verdreht. Dies ist bei der Kurbelwelle der Fall, wenn wir beispielsweise auf dem Rad stehen. Eine kleine Ausnahme sind Getriebenaben sofern sie ein Planetengetriebe haben. Eine Rohloff Nabe hat technisch korrekt keine HR-Achse, sondern eine HR-Welle, da das Sonnenrad des Getriebes auf der Welle angebracht ist, an denen sich die Planeten abwälzen.
 

Kompatibilität

Eine gute Übersicht über aktuelle Einbaustandarts und Kompatibilität bietet diese Seite

Kettenlinie

Die Kettenlinie beschreibt den Schräglauf der Ketten zwischen den Kettenblättern vorne und der Kassette hinten.
Idealerweise versucht man einen Schräglauf möglichst zu vermeiden, was bei Fahrrädern mit Kettenschaltung natürlich nie ganz gelingen kann.
Deshalb soll das mittlerweile beim MTB vorherrschende eine Kettenblatt (oder eben die Mitte der beiden vorderen Kettenblätter, oder das Mittlere von drei Kettenblättern) in einer Flucht mit der Mitte der Kassette am Hinterrad sein.
Da es verschieden breite Hinterbauten und auch asymmetrische Hinterbauten gibt (meistens um mehr Platz für breitere Reifen zu schaffen und die Stabilität des Hinterrades zu erhöhen), muss sich die Position des / der Kettenblätter im Verhältnis zur Mitte des Tretlagers und des Sitzrohres verändern (wobei es auch diese asymmetrisch und pyramidenförmig gibt).

Dies nennt man Kettenlinie.

Gemessen wird die Kettenlinie von der Mitte des Sattelrohrs

  • bis zur Mitte des Kettenblatts (1-Fach) 
  • bis zur Mitte zwischen den beiden Kettenblättern (2-Fach) 
  • bis zur Mitte des mittleren Kettenblatts (3-Fach) 

Die richtige Kettenlinie ergibt sich nun aus der Kombination der für Deinen Rahmen richtigen Kurbel (und natürlich Innenlager) und einem Kettenblatt mit der richtigen Kröpfung (also Versatz zwischen Montagepunkt und den Zähnen).

Es gibt meistens folgende:

  • +6 mm für 73 BSA / PF89 + 92 zu ´Standard`zu 49 mm und 100 mm BSA / PF121 zu Fatbike zu 66,5 mm
  • +3 mm für 73 BSA / PF89 + 92 zu Boost, Superboost
  •  0 mm für BB30 / PF30 / PF30a / BBRight zu Standard`zu 49 mm
  • -4 mm für BSA / PF121 zu Fatbike zu 76,5 mm und BB30 / PF30 73 BSA / PF89 + 92 zu Cannondale AI

Standards für Kettenlinie - MTB (SRAM)

Kettenlinie Hinterbaubreite  Tretlagergehäuse
49 mm 135 mm ('Standard') 73 BSA / PF89 + 92 / BB30 / PF30 / PF30a / BBRight
52 mm 148 mm (Boost) 73 BSA / PF89 + 92 / BB30 / PF30 / PF30a / BBRight
55 mm 148 mm (Boost) 73 BSA / PF89 + 92 / BB30 / PF30 / PF30a / BBRight
56 mm 157 mm (Super Boost+) 73 BSA / PF89 + 92 / BB30 / PF30 / PF30a / BBRight
56,5 mm 150 / 157 mm (DH) 83 mm BSA / PF104,5 + 107
66,5 mm 170 / 177 mm (Fatbike) 100 mm BSA / PF121
76,5 mm 190 / 197 mm (Fatbike) 100 mm BSA / PF121

Bei den Kurbelgarnituren haben sich 4 Wellenlängen etabliert da es auch grob 4 Sorten Tretlagergehäuse gibt,
allerdings jeweils mit Gewinde oder ohne (für eingepresste Lager) und mehreren Durchmessern und, weil es so schön ist, auch einige assymetrische Sonderfälle (PF30a, BBright).

  Einsatzbereich mit den Kettenlinie
BB30 / PF30 / PF30a / BBRight für XC, Trailbike m49 mm, 52 mm, 55 mm
73 BSA / PF89 + 92 für XC, Trailbike, Enduro 49 mm, 52 mm, 55 mm, 56 mm
83 mm BSA / PF104,5 + 107 für DH Bikes und ältere FR-Bikes 56,5 mm
100 mm BSA / PF121 für Fatbikes 66,5 mm, 76,5 mm

 

Cannondale AI (Asymetric Integration)

Das Asymetric Integration (AI) System von Cannondale bezeichnet ein Feature neuer Cannondale-Rahmen, bei dem der Antrieb um 6 cm nach außen (also rechts) versetzt wird, wodurch, vereinfachte ausgedrückt, die Nabe in einer Flucht mit der Rahmenmitte steht. Die Vorteile, die sich dadurch ergeben:

  • Größere Reifenfreiheit
  • Kompatibilität mit 2 Kettenblättern (Platz für Umwerfer)
  • Ermöglicht kürzere Kettenstreben

Bei der Wahl der Kurbel muss darauf geachtet werden, dass entweder die Kurbel bereits eine für AI ausgelegte Kurbel ist, oder der Spider / das Kettenblatt muss entsprechend gekröpft sein.

Das AI-System genauer von Cannondale erklärt